Rhein-Romantik ein Reinfall?
Vor über 200 Jahren entstand ein neues Lebensgefühl und eine neue Weltsicht: die Romantik. Eine Seelenepidemie, die als Parallelwelt zur Aufklärung und als Gegenbewegung zur Industrialisierung entstand. Das Emotionale, Ursprüngliche und Magische wurden zu Weg und Ziel. Maler, Komponisten, Schriftsteller, ja selbst Polit-Philosophen wurden infiziert. Und inspiriert.
Berühmte und unbekannte Romantiker und Romantikerinnen entflohen ihrer alltäglichen Realität, überhöhten das Natürliche ins Übernatürliche und sehn-suchten das Beseelte. In sich selbst und im Außen. Man erschauerte an den Kreidefelsen auf Rügen. Man wurde zutiefst melancholisch bei Kirchen-, Schloss- und Burg-Ruinen. Am schaurig-schönsten, wenn sie gotisch waren. Doch vor allem schwärmte man wie von Sinnen vom und am Rhein. Genauer: im heutigen UNESCO-Weltkultur- und Naturerbe Oberes Mittelrheintal, also an rund 65 Flusskilometern zwischen Bingen und Koblenz.
Das Zeitalter der Romantik endete irgendwann in den 1880ern. Der Rhein blieb. Wenn auch begradigt, Ufer verstärkt, vertieft und Klippen bereinigt. Die Rhein-Romantik auch. So sagt man jedenfalls. Doch kann man das glauben?